Fangen wir diesen Beitrag erstmal mit negativen Themen an: Sexuelle Probleme dominieren den Alltag in der Sexualberatung. Jeder dritte Mann und fast jede zweite Frau leiden an mindestens einem sexuellen Problem. Die Gründe dafür sind vielfältig, ebenso die Auswirkungen. Grundsätzlich sitzen auf unseren Schultern die zwei bekannten Akteure, die unser sexuelles Verlangen steuern, die Lust und die Hemmung. Sind beide Akteure im Gleichgewicht, können wir eine ausgewogene Sexualität entweder mit uns selbst oder mit unserem Partner oder unserer Partnerin haben. Leider ist das Gleichgewicht häufig zugunsten der Hemmung verschoben und die Sexualität ist nicht mehr so zu erleben, wie wir uns das eigentlich mal gewünscht haben oder noch immer wünschen.

Hemmende Faktoren können zum einen psychischen Ursprung haben, aber gleichzeitig auch Folge sexueller Probleme sein. Gleiches gilt für körperliche und soziale Faktoren. Alle Faktoren stehen miteinander wechselseitig in Verbindung. So bestimmt unser Körper zunächst unsere Sexualität, wie lange wir durchhalten, wie oft wir können, der Körperbau lässt möglicherweise bestimmte Stellungen als angenehm und andere als unangenehm empfinden oder wir lernen, was zum Orgasmus führt und welche Körperspannung wir dazu benötigen. Durch dieses Erleben und der Rückkopplung zwischen den körperlichen Reaktionen und den Gefühlen, bilden sich die sexuellen Erfahrungen, sowohl die positiven, als auch die negativen. Im weiteren Verlauf unseres Lebens, beeinflusst unser körperlicher und psychischer Zustand unsere Sexualität: Krankheiten und damit verbundener Medikamentenkonsum nehmen zu, Stressperioden und kritische Lebenssituationen lassen die Sexualität und das sexuelle Verlangen in den Hintergrund treten. Umgekehrt betrachtet lassen sich somit auch Rückschlüsse der Sexualität auf die Gesundheit ziehen. Dies umfasst auch nicht nur uns selbst, sondern schließt auch den Partner mit ein. Wenn der Partner nur ein unzureichendes sexuelles Verlangen aufgrund der beschriebenen Faktoren hat, können wir selber auch keine befriedigende Sexualität erleben und Leidensdruck auf beiden Seiten entsteht.

Zurück zur Eingangsfrage, macht uns guter Sex gesünder? Zugegebenermaßen ist das sehr plakativ formuliert. Unsere Sexualität lässt aber Rückschlüsse auf unseren physischen und psychischen Gesundheitszustand zu. Verbessert sich dieser, verbessert sich ebenfalls unsere Sexualität und mögliche hemmende Faktoren werden reduziert. Erst wenn sexuelle Probleme kommuniziert werden und psychologische Hilfe in Anspruch genommen wird, kommen die Probleme auf den Tisch und können bearbeitet werden. Wenn negative Muster im Rahmen einer Sexualberatung durchbrochen werden, führt das Erleben von positiver Veränderung zu einer Verbesserung der Sexualität und damit zu einem Anstieg der sexuellen Gesundheit.