Uns allen ist klar, dass es in Beziehungen nicht immer wie im Bilderbuch harmonisch und ausgeglichen zugeht. Beziehungen zu führen bedeutet auch immer ein Stück Arbeit, sich miteinander auseinanderzusetzen und Lösungen für Probleme zu finden. Wer diese Arbeit nicht investiert und akzeptiert, dass alles wie gewohnt vor sich hinläuft, findet sich schließlich in einem Leben wieder, wie in einer Wohngemeinschaft, wo jeder seine Rolle erfüllt.
Würde man seine Beziehung mit einem Pony vergleichen, das zwischen einem herläuft, geht es ihm am Anfang der Beziehung blendend, glänzendes Fell, wache Augen und in der Lage bis auf die Zugspitze zu laufen, ganz ohne Seilbahn. Im Laufe der Jahre ist das Pony dann gealtert, kriegt selten Futter, ist abgemagert und kaum noch in der Lage einen Bordstein hochzuklettern.
Ein Kind würde doch den Ausweg aus dieser Situation bedeuten, es beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der Fokus der Beziehung wird auf den Nachwuchs gelenkt, der Partner wird an die Familie gebunden, denn wer will schon Scheidungskinder?
Leider sind solche Überlegungen zum Scheitern verurteilt, denn Kinder können eine große Belastung für eine Beziehung sein. Wenn das Kind das Licht der Welt erblickt, ist erstmal alles wundervoll, man liebt dieses Kind schon bevor es geboren wurde, hat liebevoll das Zimmer eingerichtet und Strampler in Größe 50 besorgt, Unmengen an Instagram-Fotostrecken durchgesehen, von Müttern, die weichgezeichnete Bilder von ineinandergelegten Händen und großen und kleinen Füßen der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Dann wird das Baby geboren und es ist auch erstmal alles interessant, toll und neu und das eigene Baby das süßeste Baby von allen. Aber man wird eben auch feststellen, dass manches Baby nachts alle 2 Stunden wach ist, weil 3-Monats-Koliken tatsächlich drei Monate dauern oder das Baby oft Trinkbedarf oder Kuschelbedarf oder sonstige Kontaktbedürfnisse hat. Und spätestens wenn das eigene Gesicht im Spiegel mehr Ähnlichkeit mit einem Panda, als mit den Müttern auf Instagram hat, sollte klar sein, dass die Realität sehr anstrengend sein kann.
Wie geht es dem Pony dabei? Wenn es vor der Geburt des Babys schon in einer desolaten Verfassung war und sich nur mühsam mitgeschleppt hat, wird es wohl kaum in gestressten Situationen die nötige Zuwendung erhalten, die es eigentlich braucht. Es läuft viel eher Gefahr, bald nur noch von einer Seite mitgezogen zu werden, weil der Partner das Weite gesucht hat, weil er entweder eine ordentliche Pony-Allergie entwickelt hat oder sich auf die Suche nach einem adretten neuen Pony machen will. Generell wird eine Geburt in den seltensten Fällen dazu führen, eine Beziehung zu heilen oder sie zu verbessern, weil der Fokus beim Nachwuchs liegt und nicht auf der Beziehung. Um bei unserer Pony-Metapher zu bleiben: Wenn das Pony vorher in einer guten Verfassung ist, vielleicht ein bisschen struppig und hin und wieder übellaunig, so hat es jedoch Reserven, die auch eine Zeit überstehen, in der das Futter unregelmäßig kommt und die Fellpflege eher mit dem Kärcher durchgeführt wird.
Ist aber das erste halbe Jahr überstanden, kommt dann wieder die Zeit, in der sich um das Pony gekümmert werden kann und muss. Das Kind ist jetzt in einem Alter, wo es sich freut auch mal von Oma und Opa oder Freunden aus der Krabbelgruppe betreut zu werden. So werden Freiräume geschaffen für Zeit mit dem Pony und das wird es danken. Denn Ponys können sehr alt werden…